70.3 Les Sables-d’Olonne
Nach dem ich es an meinem ersten 70.3 Triathlon, mit fast 8 Monaten zwangspause, zurück in die Weltspitze geschafft habe, musste ich mich erstmals richtig lange erholen. Normalerweise brauch ich 1-2 Tage und dann bin ich wieder voll im Training! Doch durch die lange Pause mit der Krankheit, war ich nach diesem Rennen extrem erschöpft. Vor dem nächsten Rennen, 70.3 Les Sables D’Olonne, schaffte ich einen neuen Trainingsrekord mit 3 Wochen je 25h Training und dazu noch kein Fieber! Zum ersten Mal Fieberfrei. Es lief richtig gut und ich war einfach nur Happy. Als ich in Les Sables angekommen war, ging es mir gleich nochmals besser. Das Wetter war einfach der Hammer und das motiviert zum Trainieren! Ich war mental und körperlich Ready und freute mich auf das Rennen. Aber ich war auch extrem nervös! Das Niveau an diesem 70.3 war echt hoch.
Obwohl ich zweimal die Woche wieder einen Rückfall hatte, kämpfte ich mich zurück, stand am Morgen auf, machte mein Bett, zog mein Descente Shirt an und lief mit einer 6:00 Pace los! Und das tagein tagaus für so lange Zeit, bis endlich wie aus dem Nichts sich das Fieber zurückzog und ich wieder langsam zu alter Stärke zurückfand! Ich sage es immer wieder, gebt nicht auf, irgendwann geht’s einfach doch auf!
Rico Bogen, 70.3 Weltmeister, Youri Keulen, T100 Sieger, Clement Mignon, Top 20 Worldranking, und noch viele weitere Deutsche die sehr stark sind!
7:00 beach Start! Schon als kleine Kinder übten wir zu viert den Beachstart, Papa warf den Ball ins Meer und wir vier Jungs hinter her 😉 so war ich nach ein paar Metern ins Meer rennen, schon in einer super Position. Ich hatte in den letzten Monaten noch etwas Mühe mit dem Speed im Schwimmen, weil ich einfach noch nicht so viele KM im Schwimmen gemacht hatte. Jedoch war ich heute schnell unterwegs! Da wir sehr viele Athleten am Start waren, ging es vor sich hin wie an einem ITU Rennen. Ich fühlte mich natürlich Pudelwohl und kämpfe mich bei der ersten Boye gerade nochmals 2-3 Plätze nach vorne. Ich war hinter Rico an Position 4 und fokussiert mich nun nur noch auf die Atmung und das Halten der Position. Sehr oft versuchen Athleten noch nach vorne zu schwimmen, um so die Positionierung noch etwas zu verbessern. Und das machen sie in dem sie von den Füssen langsam an die Hüfte heranschwimmen und dann nach vorne. Sobald man jemanden an der Hüfte hat, bremst es einem aus und der hintere Athlet kann aufschwimmen.
Ich schaffte es dann mit etwas Rückstand zur Spitze aufs Laufen, jedoch war bei mir der Motor schon fast ganz aus. Ich lief mit 3:30 los und drosselte sehr bald den Speed, um an diesem Tag einfach finishen zu können. Auf der ganzen Strecke feuerten mich Freunde, Familie und auch völlig Unbekannte leidenschaftlich an. Ich spürte von jedem die Energie, es war etwas sehr Spezielles. Als ich bei meinem «Göttibueb» Leo vorbeigelaufen war und sah, wie der mich mit einem breiten Lachen anfeuerte, kamen mir aus dem nichts Tränen der Rührung, und ich kriegte fast keine Luft mehr. Es war so schön zu sehen, wie er Freude hatte, dass ich wieder gesund bin und meinen Sport ausführen konnte, ein Moment, der mich emotional berührte.
Im Ziel gleich das Ganze nochmals! Mein Bruder Lukas stand beim Eingang in die Zielgerade, feuerte mich an und war ganz aufgelöst und am Weinen. Natürlich konnte ich nicht anders und musste auch gleich wieder nach Luft schnappen und die Tränen zurückhalten. Es war so schön, all diese Leute, die mich vor dem Ziel noch richtig anfeuert hatten, im Zielraum wieder zu sehen. Schliesslich kam dann auch noch der Speaker und gratulierte mir zu meinem Comeback! Eine Erinnerung, die ich nie vergessen werde. Der Kampf zurück zum Triathlon hat sich mit jedem Moment gelohnt.
Triathlon ist ein Sport wo man einfach eine richtig Krasse Ausdauer haben muss und die hatte ich einfach noch nicht. Obwohl ich im swim, bike und run super schnell und fit bin, heisst das noch nicht, dass ich auch im Triathlon schnell bin. Ich kämpfte mich die letzten 5km mit schmerzen in den ermüdeten Oberschenkel und Waden bis in Ziel. Es war so hart weil viele Athleten direkt hinter mir waren und ich wollte einfach noch in die Top 10 und so ging ich definitiv weit über meine Grenzen hinaus. Ich rannte mit Schmerzen in der Wade (von den vielen Stunden und Kilometer Sport) so schnell wie es nur ging ins Ziel und stürze im Ziel gleich auf den Boden. Diese Wade spürte ich dann noch 3-4 Tage lang 😉 Platz 9 mit 5sec Vorsprung auf Platz 10 und mit 30sec Rückstand auf Platz 8 (letzter Platz fürs Preisgeld) und das alles in einem 70.3 Rennen das 3h45 für mich dauerte! Das Niveau ist im Triathlon extrem gestiegen und das Motiviert mich! Ich war super Happy mit dem Zeit, der Platzierung und den Punkte die ich von der PTO erhalten habe. Motiviert geht’s nun zurück ins Training, mit Hinblick auf das Jahresziel Ironman Frankfurt! Bis dahin werde ich etwas mehr als 6 Monate Training in meinem Körper haben und das wird mich auf jeden Fall nochmals um einiges schnell und robuster machen!
Endlich am Aargauerstalden die letzte brutale Steigung, bevor es ins Ziel gieng! Ich holte noch mal alles raus und überholte in der Steigung noch ein paar der Athleten vor mir. Doch in der Fläche vor dem Ziel spürte ich dann die Schmerzen in den Oberschenkeln, ich bin etwas zu hart rein. Nun nichts anmerken lassen und schön aufrecht Richtung Ziel! Ich konnte die Athleten hinter mir in Schach halten und rannte voller Freude und Erleichterung ins Ziel! Es geht also immer noch, meinen Körper zu fordern und näher ans Limit zu bringen. Im Ziel hatte ich eine Zeit von 54:28, stolzer Schnitt von 3:22 mit 180hm! Das war ein weiterer Meilenstein auf meinem Weg zurück ins Leben!
Doch plötzlich nach 20min wurden die Beine aus dem nichts schwer und ich verlor direkt an Speed. Ich konnte knapp eine 3:30pace halten und merkte dass es immer schwerer wurde die Lockerheit beizubehalten. Auf den letzten 10km musste ich dann so fest wie noch nie kämpfen! Durch die fast 8 Monate ohne Training habe extrem viel an Fitness verloren, ich konnte zwar in diesen 5Monaten Training extrem viel Speed und Fitness in allen Disziplinen zurück holen, jedoch fehlte es mir ganz klar noch Trainingsstunden.
Da ich, aber genau weiss was abgeht wenn einer Überholen will und man spürt es auch wenn jemand sich so zu sagen «anschleicht» 😉so schwimme ich extra auf die Seite wo der Athlet versucht zu überholen und kicke mit den Füssen sehr fest, manchmal treffe ich auf die Arme der Person! Klingt hart aber das ist der einzige Weg wie man jemanden so auf Abstand halten kann, der überholen will. So muss sich der Athlet wieder einreihen und ich kann mich wieder auf die vorderen Füsse konzentrieren. Mit einer sehr guten Position ging ich dann aufs Rad und versuchte vorerstmal einfach am Hinterrad des vorderen Athleten zu fahren. Energie sparen und abwarten was passiert! Es haben immer mal wieder Athleten überholt und ich habe auch 1-2 überholt die technisch nicht gut gefahren sind. Durch die vielen Kurven verliert man so immer etwas Zeit und das kostet extrem viel Energie wieder zum Aufholen.
So war in den Kurven immer etwas schneller als die vor mir und konnte dann nach der Kurve die Beine hängen lassen bis der «Race Ranger» wieder auf Orange oder aus war (bis 15m Orange, kein Licht mehr als 15m, Blau 10-12m, Rot unter 10m). Meine Beine waren nach den 90km mit 46km/h ready zum Laufen. Ich musste mich nicht voll auspowern, aber es war doch anstrengend genug dass ich die Beine etwas schlapp waren. Mit einem super Wechsel schaffte ich es gleich von Platz 6 auf Platz 3 zum Start des Laufens. Ich fühlte mich super und lief auch eine 3:20-3:15pace los und das fühlte sich überhaupt nicht zu schnell an. Der Laufstil fühlte sich runde und relaxed an und ich dachte ich kann so einen Halbmarathon laufen.